Erstes „MEDI-MVZ“ nimmt Arbeit auf

Im Baden-Württembergischen Aalen hat das bundesweit erste „MEDI-MVZ“ seine Arbeit aufgenommen. Gründer des Medizinischen Versorgungszentrums nach dem MEDI-Konzept ist der Kreisärzteschaftsvorsitzende und Sprecher der MEDI GbR Ostalb Rainer Michael Gräter.

Nach Überzeugung von Gräter hat die Politik noch nicht begriffen, welche Versorgungskatastrophe in seiner Ärzteschaft schon mehr als spürbar ist. Seinen Patienten möchte er die Erfahrung gerne ersparen, eines Tages vor verschlossenen Praxistüren zu stehen.

In Aalen sind von 34 Ärzten im hausärztlichen Bereich inzwischen 17 älter als 60 Jahre, mindestens sieben Arztsitze sind ohne Nachfolger von der Bühne verschwunden. „Die Situation ist nicht nur im hausärztlichen Bereich brenzlig“, weiß der MEDI-Sprecher. Dieser Entwicklung wollte er mit der Gründung des Freiberufler-MVZ etwas entgegenhalten.

Ein weiterer Grund für die Gründung war für Gräter die eigene Altersversorgung. „Als Mediziner haben wir ein langes Studium absolviert und ein besonders hohes Maß an menschlicher und gesellschaftlicher Verantwortung übernommen – sollen ausgerechnet wir als Rentner unsere Praxen ohne Gegenwert abgeben?“ Damit will Gräter sich nicht abfinden. Für ihn ist es unverständlich, dass die Politiker den Zusammenhang zwischen Anerkennung der Ärzte und schiefer Versorgungslage nicht einsehen: „Solange die ökonomische Situation von Hausarztpraxen unsicher bleibt, sind sie für Nachfolger nicht interessant“, warnt er.

Für Gräter war von Anfang an klar, dass er nicht vom Hausarzt zum MVZ-Manager mutieren wollte. Das Angebot des MEDI-Verbunds, Aufbau und Organisation von Freiberufler-MVZs zu begleiten, passte für ihn deshalb perfekt – schon in der Planungsphase. „Für die Gründung sind viele Gespräche nötig, die nicht am Wochenende möglich sind“, weiß er. Der Hausarzt holte sich bei MEDI Unterstützung für die Verhandlungen mit der Bank, dem Steuerberater oder der KV. „Das hätte ich ohne MEDI nicht gepackt“, sagt er.

MEDI-Mitglieder können einen Geschäftsbesorgungsvertrag mit der MEDIVERBUND AG abschließen, in dem der konkrete Umfang der Unterstützung definiert wird. Die AG kann in diesem Rahmen diverse Aufgaben übernehmen. Wolfgang Fink ist Projektleiter bei der MEDIVERBUND AG und unterstützt MEDI-Ärztinnen und -Ärzte beim Thema Freiberufler-MVZ. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter Medi-Verbund.

„Doc-Buyout“ – vom MVZ in die Einzelpraxis?

Nach der Weiterbildung zum Facharzt oder zur Fachärztin scheuen viele Ärzte heutzutage die Niederlassung mit Kassenzulassung. Auch in der ambulanten Medizin gibt es immer mehr angestellte Ärzte, zum Beispiel in Medizinischen Versorgungszentren (MVZ).

Dies ist zwar der Trend, es muss jedoch keine Einbahnstraße sein. Lt. Ärztezeitung war einem Thüringer Urologen die Angestelltentätigkeit nach einigen Jahren nicht mehr genug. Er wollte sein eigener Herr sein und wagte den „Doc-Buyout“ aus dem MVZ. So wurde aus der urologischen Abteilung im MVZ eine urologische Einzelpraxis.

Bei der Planung einer derartigen Niederlassung ist zu beachten, dass nur das MVZ selbst den Sitz umwandeln kann! Sollten Sie einen „Buyout“ planen, so empfiehlt es sich, frühzeitig ihren rechtlichen Berater mit einzubeziehen.